Erster Gerhard-Jung-Preis fördert erstaunlich vielseitige und junge Mundart-Stücke zutage (BZ)

ZELL. Bei der ersten Verleihung des Gerhard-Jung-Preises für junge Mundartdichter zeigte sich, wie lebendig, frisch und vielfältig das Genre in der Region vertreten ist. Junge Autoren aus dem badischen Raum sandten insgesamt 64 Beiträge zu den Sparten Lyrik, Prosa, Lied und Spiel ein. Mit der Auslobung des Preises löst die Stadt Zell in Zusammenarbeit mit der Muettersproch-Gsellschaft und der Sparkasse Schopfheim-Zell ein Vermächtnis des verstorbenen Mundartdichters und Zeller Ehrenbürgers ein; der Wettbewerb soll künftig alle drei Jahre ausgeschrieben werden. Die Jury, bestehend aus Gerhard Jungs Sohn, dem Schriftsteller Markus Manfred Jung, dem Mundartdichter und Vertreter der Muettersproch-Gsellschaft Helmut Heizmann und Andreas Klauser, Hauptamtsleiter der Stadt Zell, zeigte sich beeindruckt von der Qualität des Eingesandten.
Star des Abends war der 32-jährige Armin Holzer aus Merzhausen. Für originelle Ideen, mit hohem Einfühlungsvermögen sprachlich und stilistisch hervorragend umgesetzt, gewann er die ersten Preise in drei von vier Kategorien: Lyrik, Prosa und Spiel. Holzer, Träger eines Literaturpreises der Muettersproch-Gsellschaft und Augenoptikermeister, befasst sich zur Zeit mit dem Themenkreis "unerfüllte Wünsche". Er arbeitet gegenwärtig als Schauspieler, Regieassistent und "Mädchen für Alles" beim Freiburger Alemannischen Theater. Ralf Busch aus Wyhl, Frontmann der Folk-Rock-Mundartgruppe "Fishermans Fall", gewann den ersten Preis im Bereich "Lied". Und das muntere Quartett vom Kaiserstuhl brachte mit modernem Mundartliedern über die klassischen Themen Weib, Wein und Gesang jede Menge Stimmung in den vollbesetzten Zeller St. Fridolinssaal. Mundart hat viele Facetten, dazu zählen auch Witz und Humor. Wie bei dem Abiturienten Johannes Helmle aus Titisee-Neustadt, Träger des dritten Prosa-Preises, der mit seiner heiteren Geschichte "Dialektprobleme" das Publikum immer wieder zum Lachen brachte. Jürgen Sutter aus Ostfildern dagegen, Träger des zweiten Preises, malte in "Sísch Krieg" verstörende Bilder von Tod und Vernichtung, mit im Text eingestreuten alemannischen Kinderliedern, die monströs endeten. Atmosphärisch dicht waren die in knappe Worte gefassten sechs "Wohrete" der Freiburgerin Ulrike Derndinger, Trägerin des zweiten Preises in der Sparte Lyrik, klar und direkt die Gedichte der Zellerin Nicole Keilbach-Schmittel, Gewinnerin des dritten Preises. Anerkennungspreise gingen an Corinna Zenger aus Marbach und an Noemi Luisa Zettler aus Zell. BZ vom 28.4.2003

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